Die Idee: Poetry Slam

„Poetry Slam ist ein Wettstreit der Bühnendichter, der Mitte der achtziger Jahre erfunden wurde (…) und sich international als Kunstform durchgesetzt hat, die früher für ihre Interaktion mit dem Publikum und künstlerische Spitzenleistung bekannt ist.“
Marc Kelly Smith, Gründer des ersten Poetry Slams

Ein Wettstreit der Dichter und Poeten – das ist Poettry Skam. Gelangweilt von klassischen Dichterleistungen, suchte der spätere Performance-Poet Marc Kelly Smith aus Chicago nach einer Möglichkeit, Literatur anders zu vermitteln. Dabei wollte er ein möglichst freiheitliches, demokratisches und abwechslungsreiches Format gestalten. So wurde aus der Autorenlesung mit Tisch und Wasserglas 1986 der erste Poetry Slam mit Bühne und Mikrophon.

Essentiell für den Erfolg war das neuartige Konzept, unbekannte Dichter und Autoren gegeneinader antreten zu lassen. Das Publikum wurde als Jury einbezogen und die (durch das Zeitlimit bedingte) schnelle Folge von verschiedenen Poeten und Stilen sorgte für die nötige Abwechslung.

1994 kam der Poetry Slam über den Atlantik nach Deutschland, genauer gesagt nach Berlin: Nachdem es bereits zuvor im ganzen Bundesgebiet ähnliche Veranstaltungen gegeben hatte, veranstaltete Wolf Hogekamp den ersten deutschsprachigen Poetry Slam unter dieser Bezeichnung. Die ersten deutschsprachigen Meisterschaften fanden 1997 in Berlin statt. Von da an nahm die Slam-Bewegung richtig Fahrt auf. 2000 wurden Österreich und die Schweiz (2009 Lichtenstein) in die Meisterschaften integriert.

Schließlich fand der Poetry Slam 2006 mit Manfred Manger nach Schweinfurt – und schon seit 2007 gibt es in Schweinfurt auch regelmäßig Slams im U20-Bereich, nachdem sich zuvor unter den deutschen Poeten der Wunsch verbreitete, den Nachwuchs stärker zu fördern.

Inzwischen ziehen die deutschsprachigen Meisterschaften, die in den drei Kategorien Einzel, Team und U20 ausgetragen werden, bis z 10.000 Zuschauer an – und Poetry Slam hast sich als Veranstaltungsformat und die Slam – oder Spoken Word Poetry – auch für Publikationen im deutschen Literaturbetrieb etabliert.

So sehr sich die Szene aber auch gewandelt haben mag, die Grundlagen sind bisher unverändert: Jeder der selbstgeschriebene Texte vortragenmöchte, ist willkommen – solange er keine Requisiten benutzt. Zugelassen ist das Textblatt, ein Mikrophon und alles, was der Künstler durch Mimik, Gestik und Sprache vermittelt. Innerhalb eines Zeitlimits (meist 6 bis 7 Minuten) muss der Künstler das Publikum von sich und dem Text überzeugen. Am Ende wird der Sieger entweder ausgeklatscht, oder aber von einer Publikumsjury mit Punkten von 0-10 ermittelt, wobei Folgendes gilt:

„Eine null für ein Gedicht, das nie hätte geschrieben werden dürfen, eine zehn für ein Gedicht, das einen kollektven Orgasmus im Publikum auslöst.“
Bob Holman, Gründer des Nuyorican Poets Café

Doch bei allem Wettstreit und trotz Konkurrenz: Im Mittelpunkt steht nicht der Sieg(er), sondern de Poesie und das gesprochene Wort, denn:

„The point is not the points, the point is the poetry.“ (Der springende Punkt sind nicht die Punkte, sondern die Poesie.)
Allen Wolf